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Schweden-Tour 2013, Tag 12: 175 Kilometer als Flucht vor dem Regen

P1030426Ich habe am Abend noch lange überlegt, wie ich mit dem angekündigten Wetter umgehe. Heute soll der letzte schöne Tag sein, je weiter südlich ich komme, desto eher fängt es an zu regnen. Und ab morgen soll es um die 20 Liter pro Quadradmeter geben, so sagt meine App. Wahrlich kein Wetter zum Radfahren oder Zelten. Ich habe also einen kühnen Plan: Heute noch soll es zurück nach Deutschland gehen. Die Alternative wäre, mindestens eine Nacht im strömenden Regen zu sein und auch noch einen Tag im Regen zu fahren. Ich will also nach Trelleborg und dort eine Nachtfähre erreichen.

Um 6.20 Uhr geht’s heute los
Ich habe mehr als 170 Kilometer vor mir, also stehe ich früh auf. Sehr früh. Um 6.20 Uhr ist das Zelt zusammengelegt, eingepackt und alles verstaut. Auf den ersten Kilometern flutscht es. Es macht mir richtig Spaß, so früh auf dem Rad zu sitzen und bei gutem Wetter zu radeln. Kaum zu glauben, dass das Wetter so umschlagen soll. Ich erreiche Båstad. Und ich lerne warum der Ort so heißt, auch wenn er im Schwedischen „Bosta“ gesprochen wird: Im Ort wird es schlagartig hügelig. Nein. Bergig. Es sind sehr heftige Steigungen schon innerhalb des Ortes. Meine Strecke führt mich dann außerhalb des Ortes auf einen wirklichen Berg. Während ich kurz zuvor noch am Strand stehe, bin ich eine halbe Stunde später dann auf einem Hügel, dessen Anstieg so steil ist, dass ich weite Teile schiebe und auf dem Weg herunter fast durchgängig die Bremse ziehe. Am Ende des Weges ist eine Kurve und ein Ort. Mein Bremsbelag ist danach wohl einige Millimeter schmaler.

Der Weg führt mich weiter über kleinere Nebenstraßen und Radwege die Küste entlang nach Angelholm. Dort will ich endlich einen Supermarkt aufsuchen. Es ist etwa zehn Uhr, eine gute Zeit für einen Kaffee und Kanelbullar, die Zimtschnecken, die mich die ganze Tour schon als Frühstück begleiten. Ich bestelle in einem kleinen Café in einem Supermarkt, hierzulande wäre es wohl ein Kiosk oder Lottostand, auf Englisch, was ich möchte. Daraufhin werde ich von einem anderen Kunden angesprochen. Er fragt, woher ich komme. Ich antworte, dass ich aus Deutschand komme. Daraufhin antwortet der Schwede auf sehr gebrochenem Deutschen „Ah, wir haben einen Schweden da hinten sitzen“. Er zeigt auf einen Tisch, der zum Café gehört. Ich solle doch zu ihnen kommen.

Treffen mit Klaus im Supermarkt – ein Deutscher, der seit 50 Jahren in Schweden lebt

Das mache ich. Es sind die Begegnungen, die diese Tour ausmachen. Am Tisch sitzt Klaus. Wir sprechen deutsch. Er ist seit 50 Jahren in Schweden, kommt aber aus Eberswalde (bei Berlin, wo ich heute lebe) und ist nach dem Krieg nach Herford in Ostwestfalen (wo ich aufgewachsen bin) geflüchtet. Wir unterhalten uns etwa eine halbe Stunde, haben natürlich alleine aufgrund des Altersunterschiedes unterschiedliche Weltansichten, aber das tut ja einer solchen Begegnung keinen Abbruch. Seine beiden schwedischen Freunde hören uns ab und an zu, ab und an sprechen sie schwedisch, manchmal übersetzt er. Nach dem Frühstück gehe ich noch durch den Supermarkt, rüste in Ruhe mein Fahrrad wieder auf und fahre nach etwa 5 Minuten los. Ich fahre an der Fensterfront mit den Café-Tischen vorbei. Dort stehen die drei Freunde am Fenster Spalier und winken mir zum Abschied. Ein tolles Erlebnis!

Einen wirklichen Plan, wie ich fahre, habe ich nicht. Mal vertraue ich Google Maps, mal meinem Orientierungssinn, mal einem Fernradweg. Von Klaus weiß ich, dass mich Höhenmeter-technisch keine bösen Überraschungen wie in Båstad erwarten. Ich habe heute starken Rückenwind. Endlich mal. Dadurch komme ich deutlich schneller voran, als ich erwartet habe. Die Strecke nach Trelleborg schaffe ich so locker, weiß ich gegen Mittag. Ich überlege sogar kurz, doch auf die Nachtfähre zu verzichten und noch eine Tagesfähre nach Deutschland zu erreichen. Ich will aber kein Wettrennen am letzten Tag machen und entscheide mich dagegen. Gleichzeitig weiß ich aber inzwischen, dass ich heute noch Regen bekomme. Im Süden Schwedens regnet es schon und auch ich habe inzwischen keine Sonne mehr.

Regen aus Deutschland kommt immer näher

Ich fahre somit möglichst schnell aber ohne Wettrennen nach Trelleborg, schließlich möchte ich möglichst wenig im Regen fahren. Der Regen kommt übrigens aus Deutschland – in Berlin hat es zu diesem Zeitpunkt schon 24 Stunden geregnet. Auf der Höhe von Lund treffe ich einen Tourenradfahrer, der aus Schweden kommt. Er fährt, wie ich in Berlin auch, oft lokale Runden von 50 oder 100 Kilometern. Heute sind es bei ihm 80 Kilometern. Sich mit ihm zu unterhalten ist jedoch etwas anstrengend, da er einen starken Dialekt im Englischen hat. In Malmö treffe ich zwei deutsche Tourenradler, deren Tour gerade erst begonnen hat. Sie wollen nach Oslo fahren. Ich hoffe, sie sind nicht zu nass geworden auf ihrer Tour.

Trelleborg erreiche ich im Regen und wenige Minuten zu spät für die Tagesfähre

Eine Stunde, bevor ich Trelleborg erreiche, beginnt es zu regnen. Und auch Google Maps ist der Meinung, mich noch über merkwürdige Wege schicken zu müssen. Kümmert mich aber nicht, ich bin gegen 17 Uhr in Trelleborg. Meine Reise geht zu Ende. Über die Probleme mit der Abreise hatte ich schon in einem anderen Blogbeitrag im Sommer ausführlich berichtet. Aber eine tolle Begegnung habe ich noch in Schweden, bevor es zurück geht: Im McDonalds treffe ich ein Paar, das mit dem Motorrad unterwegs ist. Sie kommen aus Österreich und sind einmal durch das Baltikum gefahren. Wir haben eine tolle Unterhaltung über 2 oder 3 Stunden bevor wir uns mit unterschiedlichen Fährgesellschaften beide auf den Weg nach Rostock machen.

Weiter mit Tag 13


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Dienstag, 25. Juni: 175 km, 6.20 Uhr Abfahrt, 17 Uhr Ankunft
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Touren-Tagebuch: 13 Tage durch Schweden Juni 2013

Tag 1: Tourauftakt
Tag 2: Ystad und eine Einladung
Tag 3: Regenschauer und Umwege
Tag 4: Hügel, Växjo und Sverigeleden
Tag 5: Smaland: Besuch bei Michel
Tag 6: Nördlichster Punkt: Askersund
Tag 7: 90 Kilometer Einsamkeit
Tag 8: Day Off: Mittsommer
Tag 9: Gegenwind und Regen: Abbruch?
Tag 10: Auf nach Süden: Göteborg
Tag 11: Ostseeküste und Halmstad
Tag 12: 175 Kilometer Flucht vor Regen
Tag 13: Zurück in Deutschland

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