Schweden-Tour 2013, Tag 1: Der Tourauftakt. Anreise, Fähr-Überfahrt und erste Begegnungen

14. Juni 2013, morgens um 6.30 Uhr. Ich stehe auf dem Berliner Hauptbahnhof, unteres Stockwerk. Neben mir: Mein Fahrrad, vollgepackt mit Packtaschen, Lenkertasche und Packsack samt Zelt. Endlich istes so weit. Ein halbes Jahr habe ich mich auf den Tag gefreut, ihn vorbereitet, mir ausgemalt, wie es wohl werden wird, was mich erwartet, ob alles klappt. Nun also ist es soweit. Es geht los nach Schweden. Mit dem Fahrrad. 16 Tage habe ich Zeit, dann spätesten muss ich wieder an der gleichen Stelle, sprich in Berlin sein. Das sollte machbar sein. Von den folgenden  Tagen, meiner Reise und den nachfolgenden Projekten will ich hier nun erzählen. Jeden Tag werde ich abends einen Tag meiner Reise online stellen. So könnt ihr die Reise quasi in Echtzeit nachvollziehen – mit Fotos und GPS-Track.So schön die Tour im nachhinein betrachtet auch war: Eines ist mir schon während der Tour aufgefallen als ich mit meiner damaligen Freundin und meinen Eltern telefoniert habe aber auch als ich im Anschluss Freunden von der Reise erzählt habe: Es lässt sich einfach nicht alles erzählen. Eindrücke lassen sich nur schwer vermitteln. Und alles möchte man auch gar nicht erzählen. Das wäre – im Nachhinein – einer der Gründe, zu zweit zu fahren. Aber eigentlich auch der Einzige. Denn andererseits genießt man auch die Einsamkeit, die Möglichkeit für sich zu sein, sein Tempo fahren zu können und natürlich auch, neue Leute kennen zu lernen, die man in einer Gruppe vermutlich nicht kennenlernen wird.

6.30 Uhr in Berlin. Ich stehe auf dem Bahnsteig in Berlin. Und ich falle auf mit meinem vollgepackten Fahrrad. Prompt werde ich angesprochen von jemandem.
Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns auch während der Bahnfahrt in Richtung Ostsee. Zumindest solange, wie er im Zug blieb. Er selbst hat auch schon solche Touren gemacht, ist von Deutschland nach Kiew geradelt. Die Zeit bis Stralsund, meiner ersten Zwischenstation zieht sich, der Zug ist vergleichsweise leer.  Auch mein Gesprächspartner ist schon lange wieder ausgestiegen. Nach einem kurzen Umstieg in Stralsund geht es, wie schon im vergangenen Jahr auf meiner kleinen Ostsee-Rundfahrt, bis Mukran. Ein paar Regentropfen begrüßen mich, sind aber schnell verflogen. Auf zur Fähre, 5 km vom Bahnhof entfernt. Den Weg kenne ich schon. Er ist Rügen-typisch leicht hügelig aber nicht sonderlich anspruchsvoll. Es sollten nicht meine letzten Hügel auf der Tour sein. Aber dazu die nächsten Tage mehr.

Erste Begegnung schon am Fähranleger in Sassnitz

Eine Stunde vor Abfahrt der Fähre komme ich am Anleger an. Die Fähre aus Trelleborg ist noch nicht einmal da. Kurze Zeit später kommt sie. Ich gehe kurz an den Kai, ein paar Fotos von der einfahrenden Fähre machen. Als ich zurückkomme sehe ich, dass ich nicht mehr alleine bin in meiner Spur. Hinter mir liegt ein anderes Fahrrad mit vergleichsweise wenig Gepäck. Ryan hat sich hinter mich gestellt. Ryan, so sagt er mir, ist Deutsch-Amerikaner, lebte zuletzt in Berlin, stammt aber aus den USA. Er ist vor zwei Tagen in Berlin losgefahren, anders als ich mit dem Fahrrad. Ohnehin geht er vieles anders an. Er hat keine geplante Strecke, keine Zeitvorgaben. Er hat seine Wohnung gekündigt, seinen Job geschmissen. Ziel: Nordkap. Vielleicht in vier, vielleicht in sechs Wochen. Wie es dann weitergeht? Keine Ahnung, schauen wir mal.

 

Wir fahren gegen 12 Uhr gemeinsam auf die Fähre gehen anschließend auch zusammen über die Decks. Er erzählt mir, dass er vergangene Nacht richtig nass geworden es. Es hat auf Rügen in Strömen gegossen, sagt er. Auch jetzt ist es noch nicht wirklich prall, zumindest was den Wind angeht. Der ist enorm stark, so dass wir schnell unter Deck gehen, ab ins Restaurant. Nur Sonne macht es auch nicht wett. Die Wellen sind so stark, dass das Schiff – übrigens das schwedische Schiff auf der Strecke mit kostenlosem WLAN an Bord – ordentlich schaukelte.

28 Kilometern anradeln bis zum Campingplatz

Ich esse etwas auf der Fähre, Ryan und ich schauen uns gemeinsam Landkarten an, tauschen Tipps und Tricks aus. Und wir beschließen: Der erste Campingplatz soll ein gemeinsamer sein. 17 Uhr: In Trelleborg angekommen, bin ich jedoch erst einmal zur Apotheke, das Anti-Mücken-Mittel Mygga kaufen (etwa 100 Kronen) und Geld holen. Anschließend geht es des Sverigeleden Richtung Osten bis zum geplanten Campingplatz etwas mehr als 20 Kilometer vor Ystad. Kurz nach 19 Uhr kommen wir an. Das Hawaii Schonens wird der Platz genannt. Zu Recht. Der Strand ist klasse. Ich baue mein Zelt auf während Ryan mit seinem zum Strand geht und es versucht zu trocknen. Der Wind ermöglicht ihm auch eine vergleichsweise schnelle Trocknung, so dass er kurz drauf auch sein Zelt aufbaut. Wir sind die einzigen Zelter. Es ist noch Vorsaison, das merkt man deutlich.

Ryan möchte noch etwas essen fahren, fährt einige Kilometer zu einem Restaurant zurück. Ich bin nicht so hungrig, begnüge mich mit ein paar Kleinigkeiten, die wir auf dem Weg gekauft haben und einer Dose Bier, genieße den Strand und den Beginn meiner Tour. Baden geht aber leider nicht, es ist noch viel zu kalt. Sei’s drum. Gegen 21 Uhr kommt Ryan vom Essen wieder, wir hocken uns vor unsere Zelte und quatschen noch etwas. Wir besprechen, dass wir nicht um jeden Preis zusammen losfahren. Wenn wir gleichzeitig wach sind, OK. Wenn nicht, ist das auch OK. Damit geht’s ins Zelt. Die erste Nacht für mich unter (fast) freiem Himmel in Schweden.

Weiter geht’s mit Tag 2

14. Juni: 28 km in Schweden gefahren, 37 km gesamt, Abfahrt zu Hause 6:30 Uhr, Ankunft Campingplatz 19 Uhr.
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Touren-Tagebuch: 13 Tage durch Schweden Juni 2013

Tag 1: Tourauftakt
Tag 2: Ystad und eine Einladung
Tag 3: Regenschauer und Umwege
Tag 4: Hügel, Växjo und Sverigeleden
Tag 5: Smaland: Besuch bei Michel
Tag 6: Nördlichster Punkt: Askersund
Tag 7: 90 Kilometer Einsamkeit
Tag 8: Day Off: Mittsommer
Tag 9: Gegenwind und Regen: Abbruch?
Tag 10: Auf nach Süden: Göteborg
Tag 11: Ostseeküste und Halmstad
Tag 12: 175 Kilometer Flucht vor Regen
Tag 13: Zurück in Deutschland

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