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Schweden-Tour 2013, Tag 5: Zu Besuch bei Michel auf dem Katthult-Hof

Wieder fahre ich erst vergleichsweise spät los. Ich muss warten, bis der örtliche ICA, also der Supermarkt, aufmacht, denn für die nächsten Kilometer ist keine Versorgungsmöglichkeit zu erwarten. Und nichts ist unangenehmer als ohne Essbares oder Trinkbares (abseits von Leitungswasser) durch ein fremdes Land zu fahren.

Hinter Vetlanda kommen genau zwei Dinge auf mich zu: Wald und Berg. Die Straßen bzw. Wege sind so abgelegen, dass Google Maps mich zeitweise auf Waldwege lotst, die Sackgassen sind. Immer wieder muss ich auch absteigen und mein Fahrrad schieben. Die Anstiege sind in Kombination mit meinem Gepäck und dem Untergrund schlicht zu steil, um sie fahren zu können. Auch merke ich, dass ich den fünften Tag in Folge unterwegs bin – die Beine haben nicht mehr so viel Kraft wie sie haben sollten. Die Landschaft wird immer mehr so, wie man sie aus den Filmen von Astrid Lindgren kennt. Kein Wunder, ich bin in Smaland.

Waldwege durch Smaland – selbst für Google zu klein

Meine Ziele heißen nun Mariannelund, bekannt aus den Michel-Filmen, und der Katthult-Hof, der Hof von Michel. Doch der Weg dahin führt fast nur über einsame Waldwege und die angesprochenen Sackgassen. Etwa zehn Kilometer vor Mariannelund ist wieder einer dieser brutalen Hügel, die mich das Rad schieben lassen. Oben angekommen, halte ich vor einem Haus. Im Garten sehe ich die Besitzerin mit ihrem Mann. Er geht ins Haus, sie sieht mich auf dem Weg stehen und kommt zu mir.
Sie stellt sich als Eva vor, ist gerade erst in das Haus eingezogen, kommt eigentlich aus Stockholm. Während ich mich erhole und versorge unterhalten wir uns ein wenig und – typisch Schweden – bekomme ich für meine nächste Tour eine Einladung, im Garten zu campen, was natürlich nur eine Floskel, aber dennoch nett ist.

Ich fahre weiter nach Mariannelund, endlich wieder auf normalen Straßen und bin etwas weniger als eine halbe Stunde später dort und steuere direkt den nächsten Supermarkt an. Dort treffe ich Eva wieder, die mit ihrem Mann zum Einkaufen gefahren ist. Ich fahre weiter zum Katthult-Hof. Wo dieser ist, muss man auch wissen, er ist ziemlich schlecht ausgeschildert und liegt – wie soll es anders sein – in den Hügeln.

Ein Spaziergang über den Katthult-Hof

Am Katthult-Hof treffe ich andere Deutsche, die mit dem Auto unterwegs sind. Nach ein wenig Smalltalk geht’s für mich auf den Hof. Fahrräder sind nicht erlaubt und der Eintritt kostet 20 SEK. Der Hof ist bewohnt, dennoch geht es logischerweise sehr touristisch zu. Ich bin, bedingt durch die vielen nicht erwarteten Hügel, ziemlich hinter meiner Zeit und halte mich nur kurz auf dem Katthult-Hof auf, fühle mich dennoch wie mitten im Michel-Film, der in Schweden übrigens Emil heißt.

Auf dem Rückweg vom Katthult-Hof fahre ich nicht den Weg, den ich gekommen bin, sondern in Richtung Norden weiter über einen echten Berg, der Weg sieht aus wie eine Hofzufahrt. Ich bin aber zuversichtlich, dass Google Maps mcih nicht wieder belügt. Zumindest für den Teil des Weges geht das auch gut. Ich fahre über Forstwege und gut ausgebaute Schotterwege für LKW, die in den Wald müssen. Vor mir liegen jetzt noch etwa 30 bis 50 Kilometer Straße – natürlich mit Hügeln. Am Ende meines Tages fahre ich wieder Hauptstraße – ohne große Hügel, dafür mit langgezogenen Steigungen und viel Verkehr.

Amazon.de WidgetsÜberraschung: Kein Campingplatz mehr da

Mein Tagesziel heißt Rimforsa. Dort will ich auf den einzigen Campingplatz der im Umkreis zu kriegen ist. Schon die Einfahrt in den Ort verheißt aber nichts Gutes, es gibt keine Schilder zum Campingplatz. Und in der Tat finde ich den Platz nicht. Es gibt ihn nicht mehr. Als Alternative käme ein Vandrerhem, eine Art Jugendherberge in Frage, die übers Internet gebucht auch nicht sehr teurer wäre. Ich buche erst einmal nicht und fahre zur Adresse. Das Vandrerhem gibt es, doch es ist alles verschlossen. Schlecht. Ich fasse den Entschluss, mein Zelt in der Wildnis aufzuschlagen. Der nächste Campingplatz wäre etwa 40 Kilometer weiter nördlich. Das schaffe ich heute nicht mehr, merke ich. Außerdem ist es schon halb sechs.

Ich fahre ein wenig durch den Ort, sehe aber nur bestellte Felder und eingezäunte Wiesen, beide sind tabu im Sinne des Jedermannsrechts, das die Rechte zum Wildcampen beschreibt. Ich fahre zu einer Badestelle, eigentlich erst einmal nur mit dem Ziel, in den (kalten) See zu springen um einen Ersatz für eine Dusche zu haben. Vor Ort sehe ich dann, dass sich die Badestelle auch als Ort für mein Zelt eignen würde und beschließe zu bleiben.

Mein Zelt baue ich direkt am Ufer auf einer Wiese auf, neben mir eine Bank mit Tisch. Es wird gegen Abend einsamer und ich bin alleine. Nachdem mein Zelt steht, esse ich einen Teil meiner eingekauften Vorräte – notfalls hätte es sogar im Ort noch einen Supermarkt gegeben. Mit Blick auf den See knapp zwei Meter vor mir krabbel ich ins Zelt und gehe schlafen.

Weiter geht’s mit Tag 6

18. Juni: 135 km, 7.40 Uhr Abfahrt, 17.30 Uhr Ankunft
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Touren-Tagebuch: 13 Tage durch Schweden Juni 2013

Tag 1: Tourauftakt
Tag 2: Ystad und eine Einladung
Tag 3: Regenschauer und Umwege
Tag 4: Hügel, Växjo und Sverigeleden
Tag 5: Smaland: Besuch bei Michel
Tag 6: Nördlichster Punkt: Askersund
Tag 7: 90 Kilometer Einsamkeit
Tag 8: Day Off: Mittsommer
Tag 9: Gegenwind und Regen: Abbruch?
Tag 10: Auf nach Süden: Göteborg
Tag 11: Ostseeküste und Halmstad
Tag 12: 175 Kilometer Flucht vor Regen
Tag 13: Zurück in Deutschland

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