Schweden-Tour 2013, Tag 4: Ich komme in die Hügel. Växjö und Vetlanda

Die Nacht über hat es geregnet. Doch als ich morgens um 6 Uhr wach werde, steht schon die Sonne überm Campingplatz. Das Zusammenpacken dauerte heute deutlich länger als sonst. Ich muss mich zum einen mit dem zusätzlichen Außenzelt arrangieren, zum anderen hatte ich am Abend ziemlich großzügig ausgepackt. Zudem habe ich meinen Campingtisch genutzt, um zu frühstücken – wenn der Luxus da ist, kann man ihn ja auch nutzen. Erst um 7.20 Uhr fahre ich vom Platz.Växjö – Frühstück am See

Der Weg führt mich weiter über den Sverigeleden auf dem alten Bahndamm entlang. Ich kann mich auch weiterhin nicht für diesen Weg begeistern und bin froh, als ich die komplette Einsamkeit verlassen kann und Urshult, mein eigentliches Etappenziel des Vortages, erreicht habe. Doch lobe den Tag nicht vor dem Abend. Auf kleinen Nebenstraßen kraxel ich nach und nach die ersten kräftigen Hügel hinauf. Gegen halb elf erreiche ich Växjo, eine der wenigen größeren Städte in der Region. Mitten in der Stadt gibt es einen See. Hier setze ich mich mit meinen gerade in der Stadt gekaufen Zimtschnecken und einigen anderen Frühstücksutensilien hin und genieße den Vormittag.

Durch meine Vorbereitung wusste ich, dass mir jetzt die Tage bevorstehen, an denen ich in Sachen Campingplatz wenig Flexibiltät haben werde. Es gibt schlicht kaum Plätze auf der Strecke. Auf dieser Tour wollte ich jedoch auf Campingplätzen übernachten – wenngleich ich mit Outdoor-Shampoo und ähnlichem durchaus auf Wildcamping vorbereitet war.

Ich komme in Schweden an – gefühlt

Växjö verlasse ich über einen straßenbegleitenden Radweg, die in Schweden in Städten der Wahnsinn schlechthin sind. Man schafft es, eine Stadt zu durchqueren ohne einmal mit einem Auto den Weg zu kreuzen. Allerdings: Ohne Navi hat man keine Chance den richtigen Weg zu finden, wenn man nicht in den Städten lebt. Ich habe jetzt die Wahl, über Hauptstraßen zu fahren, was ein bisschen weiter und verkehrsstärker wäre, oder den direkten Weg über Nebenstraßen zu nehmen, um nach Vetlanda, meinem Etappenziel zu kommen. Ich entscheide mich für den direkten Weg, der auch gleichzeitig ein wirklich schöner Weg ist – vorbei an typisch schwedischen Häusern. Auch befestigte Schotterwege durch die totale schwedische Einöde liegen auf meinem Weg. Erstmals habe ich wirklich das Gefühl, in Schweden angekommen zu sein.

P1030155Der Tag wird zunehmend anstrengender. Die Anstiege werden immer steiler und der Regen hat sich verzogen. Die Sonne und somit die Wärme übernehmen die Oberhand. Irgendwo kurz vor Korsberga geht es dann so steil runter, wie es vorher hoch ging. Mein Tacho zeigt mir 53,4 km/h an. Mehr wäre nicht möglich mit dem Gepäck, das Rad beginnt zu schlingern. Dennoch: „Dank“ der ganzen Hügel wird mein Tagesdurchschnitt am Ende  bei langsamen 17 km/h liegen.

P1030163Die restlichen zwei bis drei Stunden des Tages bestehen im Prinzip nur aus Hügeln. Ab Korsberga fahre ich dann die Hauptstraße 31 nach Norden. Doch das ist aufgrund der Verkehrsdichte wenig erfreulich. So gesehen war die Entscheidung, nicht komplett über Hauptstraßen zu fahren, die richtige. Erstmals lässt mich hier aber auch mein Rad im Stich: Beim Schalten ist die Kette runtergesprungen. Unter starkem Antritt am Berg sollte man halt nicht ruckartig runterschalten. Die Kette ist aber schnell wieder drauf.

Den Campingplatz in Vetlanda erreiche ich gegen 17.15 Uhr. Allerdings ist dieser mehr als bescheiden ausgeschildert, so dass ich noch einige Kilometer unnötig im Kreis fahre. Auch Google Maps weiß nicht, wo der Campingplatz ist bzw. vermutet ihn in einem Industriegebiet. Auf dem Platz angekommen, ist dieser schon
geschlossen, obwohl er hätte offen sein müssen. Ein parallel ankommender Schwede telefoniert jedoch mit dem Eigentümer, der nur wenige Minuten entfernt wohnt. Sein Angestellter sei kurzfristig ausgefallen, sagt er mir. Nun ja, passiert.

Ich baue mein Zelt auf und schwinge mich wieder aufs Rad um nach Vetlanda reinzufahren. Der Weg ist jedoch weiter und hügeliger als erwartet, dafür gibt es zum Abendessen eine Pizza. Die habe ich mir verdient.

Weiter mit Tag 5

17. Juni: 140 km, 7.20 Uhr Abfahrt, 17.15 Uhr Ankunft
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Touren-Tagebuch: 13 Tage durch Schweden Juni 2013

Tag 1: Tourauftakt
Tag 2: Ystad und eine Einladung
Tag 3: Regenschauer und Umwege
Tag 4: Hügel, Växjo und Sverigeleden
Tag 5: Smaland: Besuch bei Michel
Tag 6: Nördlichster Punkt: Askersund
Tag 7: 90 Kilometer Einsamkeit
Tag 8: Day Off: Mittsommer
Tag 9: Gegenwind und Regen: Abbruch?
Tag 10: Auf nach Süden: Göteborg
Tag 11: Ostseeküste und Halmstad
Tag 12: 175 Kilometer Flucht vor Regen
Tag 13: Zurück in Deutschland

6 thoughts on “Schweden-Tour 2013, Tag 4: Ich komme in die Hügel. Växjö und Vetlanda”

  1. Schön und interessant bis hierher. Weiter so!
    Bin letzten Sommer teilweise auf den selben Wegen gefahren, daher ist es besonders spannend für mich.

  2. Nee, Begegnung war zeitlich nicht möglich.
    Sind Mitte Juli mit Rädern nach Stockholm geflogen und dann nach Berlin heimgeradelt (außer Fähre Trelleborg-Rostock). 3,5 Wochen, 100% Camping und genau ein Regentag… Unglaublich, aber wahr.

    1. Ja, das Wetter war großartig. Abgesehen von einigen schauen und einem windigen grau-in-grau-Regentag bin ich auch gut durchgekommen.. Mitte Juli war ich auch noch mal oben, da aber eher Malmö, Helsingborg und so die Ecke. Geht’s dieses Jahr wieder hoch?

  3. Wahrscheinlich diesmal nicht nach Schweden.
    Aber das Modell „fly and bike home“ könnte auch mit einem Startpunkt im Baltikum passen. Allerdings macht mir da der meist vorherrschende Westwind Sorgen…

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