Die Route im Schnell-Überblick: Trelleborg – Ystad – Malmö – Kopenhagen – Fehmarn – Lübeck – Wismar – Rostock – Stralsund
Strecke: Etwa 700 km (Die genaue Strecke gibts am Ende als GPS-Track)
In diesem Blog möchte ich auch meine Fahrradtouren schildern. Da es draußen aktuell um 18 Uhr schon stockdunkel ist, es regnet, stürmt und einfach nur ungemütlich ist, wird es bis zur nächsten größeren Tour wohl noch ein wenig dauern. Doch ein gemütlicher Abend bei Kerzenlicht, Musik und einem guten Getränk ist ein guter Zeitpunkt, die vergangenen Touren zusammen zu fassen. Beginnen möchte ich mit meiner derzeit letzten großen Tour durch Schweden, Dänemark und Deutschland im vergangenen September – schon wieder zwei Monate her. :-/
Meine Reise begann an einem Freitag Mittag im September. Ich verließ meinen Arbeitsplatz gegen 12 Uhr, fuhr zum Hauptbahnhof in Berlin um gegen halb eins den Regionalexpress nach Stralsund zu bekommen. Noch wusste ich nicht, dass ich hier auch wieder ankommen würde. Denn geplant war die Fahrt zu diesem Zeitpunkt nur bis Süd-Dänemark. Das dafür um so genauer. Denn im Vorfeld hatte ich mich mit der Strecke und möglichen Übernachtungsmöglichkeiten beschäftigt. Drei Hotels waren zu diesem Zeitpunkt schon gebucht. Flexibilität leider null dadurch, da nicht mehr stornierbar, dafür viel Sicherheit. Würde ich schlappmachen, gäbe es jeweils Bahnlinien in der Nähe, zu den ich mich „retten“ könnte, um meine Betten zu erreichen.
Mit der Fähre von Sassnitz nach Trelleborg
In Stralsund musste ich umsteigen um den Zug Richtung Sassnitz auf Rügen zu erreichen. Von Sassnitz aus fährt eine Fähre nach Trelleborg. Diese war mein Ziel. Da die Fähre von Scandlines nicht vom Stadthafen aus fährt, sondern vom Hafen Mukran aus, fuhr ich nicht direkt bis Sassnitz, sondern bis zum Bahnhof Lancken. Von hieraus sind es nur überschaubare etwa drei Kilometer bis zur Fähre. Allerdings: Mein Plan war auf Kante genäht. Zwischen Ankunft der Bahn und „Meldeschluss“ zur gebuchten Fähre hatte ich knappe 20 Minuten. Viel schief gehen durfte nicht. Ging auch nicht. Allerdings habe ich trotz Gegenwind ordentlich in die Pedale getreten.
Für diejenigen die die Strecke auch fahren wollen: In Lancken aus dem Zug, Richtung Bahnübergang, rechts kommt noch ein Penny. Dann immer geradeaus bis man den Hafen sieht. An der Ampel links und direkt die erste Möglichkeit rechts zu den Check-IN-Häuschen fahren. Ab dann seit ihr auf der sicheren Seite, auch wenn ich dann noch mal etwa 500 Meter bis zur Fähre fahren müsst. Wenn der Zug pünktlich ist und ihr nicht gerade mit 12 km/h fahrt, schaft ihr es auch, aber wenn der Zug Verspätung hat, fährt euch bei dieser Verbindung die Fähre vor der Nase weg. Abseits eines Reisebusses war ich der letzte, der an Bord ging.
Die Fähre selbst ist unspektakulär. Auf dem Fahrzeugdeck kann man sein Rad an den Motorrad-Plätzen anschließen. Ich habe meinen beiden Satteltaschen schon in Berlin strategisch gepackt. Wertsachen in die eine, wertloses in die andere. Die Tasche mit Wertsachen habe ich mit an Deck genommen. Die vier Stunden Überfahrt kann man sich mit einem Besuch im Fastfood-Restaurant vertreiben. Auch der Duty Free kann besucht werden. Doch Großeinkäufe zum Tourbeginn waren nicht so angesagt. Allerdings: Das ein oder andere „Feierabendbier“ und ein wenig Schoki ist drin. In Schweden ist vor allem an das Bier etwas schwer zu kommen, außer man steht auf „Leicht-Öl“
Schöne Übernachtungsmöglichkeit 5 km vor Trelleborg
Trelleborg erreichte ich letztlich kurz vor 22 Uhr. Geschlafen habe ich im Pensionat Maglarp. Es ist, anders als Google sagt, für Radler nicht über die E22 erreichbar, sondern über Radwege, die zum Teil im Dunkeln nicht ganz einfach zu finden sind. Ein Handy mit Kartenmaterial dabei zu haben empfiehlt sich. Der Weg: Etwa 5 km. Vom Hafen aus hält man sich auf Radwegen die E22 entlang bis diese in eine Unterführung führt. Dahinter folgt man weiteren Radwegen, verlässt die E22 etwas und kommt letztlich auf ziemlich dunklen Wegen raus. Die Übernachtungsmöglichkeit Pensionat Maglarp ist topp und empfehlenswert. Frühstück kostet extra und ist zum Selbermachen, aber in Ordnung. Nice to have: Kostenloses WLAN. Lasst euch das Passwort geben. Problem am Rande: Meine Kreditkarte wurde vom Lesegerät nicht akzeptiert. Gezahlt habe ich letztlich mit dem was man umgangssprachlich als EC-Karte bezeichnet. Anruf am nächsten Tag bei der Bank: Karte ist in Ordnung. Tipp wenn euch das passiert: Das Kartenlesegerät schien offline zu sein, für meine Karte muss es online sein.
Am Samstag Morgen nach dem Frühstück mit einigen Schweden ging es endlich los – mit einem etwas flauen Gefühl im Magen, schließlich fuhr ich das erste mal überhaupt im Ausland. Was würde auf mich zukommen? Ziel heute war Malmö. Von Trelleborg aus keine Herausforderung, daher wollte ich einen Umweg über die Wallander-Stadt Ystad fahren. Trotz der einfachen Strecke (immer geradeaus, rechts fahren geht nicht, da ist die Ostsee) habe ich mit von Google Maps Navigation für Radfahrer führen lassen.
Die Navigation war dabei nicht wirklich zuverlässig. Das Programm auf meinem Android-Handy hat mich gerade in Trelleborg immer wieder über Wege geschickt, die ich gar nicht fahren durfte. Schön war aber, dass mich kleine Wegweise speziell für Radfahrer immer wieder Richtung „Ystad“ führten. Ich folgte lieber diesen als den Anweisungen der Dame in meinem Ohr.
Mein Weg führte mich mit sehr starkem Rückenwind die Ostsee entlang nach Ystad. Ich kam an unglaublich schönen Stränden vorbei, fuhr meist – aber nicht immer – auf Radwegen und genoss die Fahr sehr. Gegen Mittag erreichte ich Ystad.
Ystad – von überall her scheint Wallander zu kommen
Als erstes steuerte ich auf den Hafen und den Bahnhof zu. Beides ist an einer Stelle. Aus einigen Wallander-Filmen kennt man den Bahnhof auch als Polizei-Präsidium. Interessant, das Gebäude in echt zu sehen. Schräg gegenüber beginnt die Innenstadt. Gemütlich schlenderte ich durch die Innenstadt auf der Suche nach was Essbarem. So richtig fündig wurde ich nicht, Schweden ist halt doch etwas hochpreisiger. Doch die Innenstadt ist einen Aufenthalt wert. Am Samstag war hier auf dem Marktplatz auch noch ein kleiner Markt, nebenan der Geldautomat aus dem Film „Die Brandmauer“. Hinter jeder Ecke scheint Wallander zu stehen.
Ich wäre gerne länger geblieben. Doch ich wollte noch nach Malmö. Und starker Rückenwind bedeutet für die Rückfahrt? Richtig: Starken Gegenwind. Also machte ich mich nach nur einer Stunde auf den Weg, vorbei an einem Supermarkt wo ich mir ein wenig Nahrung kaufte den Weg zurück, den ich gekommen bin. Zumindest bis zu dem Punkt, wo sich die Straßen 9 und 101 treffen. Um nach Malmö zu gelangen, folgte ich der 101 – sie führt direkt in die Stadt am Öresund. Die Strecke ist schön. Kein Radweg, aber eine wenig befahrene Straße. Das Wetter auf der Tour war ein Traum: Sonne pur. Allerdings: Der Wind! Nachher stellte sich heraus, dass ich Windstärke 6 bis 7 als Gegenwind hatte. Meine Hoffnung, dass der Wind mit zunehmender Entfernung zur Ostsee weniger wurde – Fehlanzeige. Erst südlich von Malmö wurde es besser, weil ich statt tendenziell nach Westen dann nach Norden fuhr.
Irgendwann zwischen 17 und 18 Uhr erreichte ich Malmö und kurz drauf auch mein Hotel, das Formule 1 der Accor-Kette. Es ist mit dem Rad gut von der Innenstadt aus zu erreichen. Und die ist wunderschön, es lohnt sich, sie zu besuchen. Nach der üblichen Verpflegungsrunde (Essen, Supermarkt) habe ich mir jedoch einen ruhigen Abend im Hotel gemacht.
Sonntag: Über den Öresund an Kopenhagen vorbei nach Süd-Dänemark
Nach einem ausführlichen Frühstück – Preis/Leistung stimmt im Hotel – radelte ich zum Bahnhof. An zwei unterirdischen Gleisen fährt der Öresund-Zug nach Kopenhagen. Da man mit dem Fahrrad nicht über die Öresundbücke fahren darf, ist dieses der einzig vernünftige Weg, um mit dem Fahrrad von Malmö nach Kopenhagen zu kommen. In Deutschland und auf den Webseiten konnte mir niemand verbindlich sagen, ob die Fahrradmitnahme kostenlos möglich ist. Ein Blick in den Fahrkartenautomaten zeigt: Sie ist es nicht!
Um die Bedienung des Automaten muss man sich keine Sorgen machen, wer eine Kreditkarte hat, kann sich ganz einfach durch das englische Menü hangeln und das Ticket drucken. Wenn ich mich richtig erinnere lagen die Gesamtkosten für Mann und Rad bei umgerechnet zwischen 10 und 15 Euro. Fahrrad kostet 50 Prozent eines Erwachsenden. Reservierungen oder ähnliches sind nicht notwendig.
Die Züge fahren alle 20 Minuten, die Überfahrt ist unspektakulär. Sehen kann man nicht viel, weite Strecken wird durch Tunnel gefahren. Es empfiehlt sich dringend, nicht schwarz zu fahren. Was man hört, sollen die Zugbegleiter zwar freundlich sein (kann ich bestätigen) aber die Strafen drastisch – was immer das heißen mag.
Ich hatte mich schon im Vorfeld entschieden, nicht bis Kopenhagen rein zu fahren, sondern vorher auszusteigen. Vorbei am Flughafen Kastrup (sprich Kopenhagen, bis hierhin kostet die Fahrkarte weniger) fuhr ich bis Ørestad. Hier kann man mit dem Rad südlich fahren und hinter einer starken Linkskurve findet sich ein Eingangstor in ein Naturschutzgebiet. Quer durch dieses Gebiet kann man auf die E20 zusteuern. Parallel zu dieser Autobahn führt ein Radweg über das Wasser, dass den Naturpark von der nächsten Halbinsel trennt.
Immer die Ostsee auf der linken Seite haben schlug ich mich durch zu meiner Strecke in Richtung Koge. Unterwegs begegnete mir auch der Fernradweg Berlin-Kopenhagen. Doch diesen wollte ich heute nicht fahren. Vielleicht fahre ich ihn eines Tages noch mal komplett durch. Doch für meine Tour machte er zu viele Schlenker. Ich hatte ein straffes Programm, schließlich wollte ich bis nach Maribo auf der Halbinsel Lolland, ganz im Süden.
Es gibt schönere Strecken
So schön die Strecke die ersten etwa 10 Kilometer in Kopenhagen entlang von Uferwegen war, so dröge wurde die ausgewählte Strecke später. Ich hatte mich für die Hauptstraße 151 als Weg entschieden. Der direkteste Weg. Dies war auch sinnvoll, weil eine Fähre zwischen Bogo und Stubbekobing vermeintlich nicht mehr fuhr. Vermeintlich, wie sich später herausstellte.
Wer die 151 mit einem Rennrad fahren will um Kilometer zu reißen: Ja, macht es. Aber für Tourenfahrer gibt es sicherlich schönere Strecken. Nur vereinzelt machte die Strecke wirklich Spaß und so ging es für mich dann auch nur doch darum, gegen die Zeit zu fahren und „Kilometer zu machen“. Unterwegs traf ich auf einen Rennradler, der jedoch nicht wirklich trainierte, sondern unterwegs zu seinen Eltern zum Mittagessen war. Wir unterhielten uns ein wenig, auf wenn er aufgrund eines interessanten Akzentes in seinem Englisch teils schwer zu verstehen war.
In Maribo hatte ich ein Hostel gebucht, was sich aber letztlich als Jugendherberge herausstellte. Es war schon Nebensaison, also kaum jemand da. Auch kein Personal. Mit dem Leiter der Herberge war jedoch vorher abgesprochen, dass ich ihn anrufe, wenn ich da bin. In einem kleinen Tresor hatte er meinen Schlüssel hinterlegt. Nach der obligatorischen Dusche machte ich mich wiederum auf in die Stadt. Mein Magen knurrte. Nach einer Runde durch die Stadt entschloss ich mich für eine Pizzeria. Die Pizza war zwar nicht günstig, aber gut. Und es gab sogar Speisekarten auf deutsch :-)
In der Jugendherberge war es den Abend etwas lauter. Einige dänische Landsleute waren wohl der Auffassung, sie sind alleine. Nun denn. Den Fehler, Fenster auf und Licht an sollte man übrigens auch nicht machen. Es war trotzdem eine ruhige Nacht. Am kommenden Morgen war das Frühstück auf Wunsch des Gastgebers erst für neun Uhr angesetzt – eigentlich sitze ich da schon auf dem Rad. Gedeckt war für drei Leute. Das andere Pärchen kam auch pünktlich im neun – Deutsche. Wir unterhielten uns und stellten fest, dass Sie vor einiger Zeit nur weniger hundert Meter von meiner Berliner Wohnung entfernt gelebt hat. Es sind Begegnungen dieser Art an die man sich dann erinnert am Ende einer solchen Tour.
Scandlines Rodby – Fehmarn ist problemlos
Nach dem wegen der Unterhaltung etwas längerem Frühstück ging’s wieder in die Pedale. Ziel: Rodbyhavn, die Fähre nach Deutschland. Die Überfahrt kostet etwas mehr als 5 Euro samt Rad, bezahlt wird in Dänischen Kronen, Bezahlung mit Karte ist kein Problem. Eine Anmeldung oder ähnliches ist nicht nötig, Scandlines nimmt einen auf der nächstmöglichen Fähre mit. Beim Beladen der Fähre sollte man nicht ungeduldig werden. Ich kam als letztes dran. Und wenn’s nicht klappt, spätestens 45 Minuten später fährt das nächste Schiff, meist sogar noch eher.
Die Fähre selbst ist unspektakulär, Zeitvertreib am ehesten im Duty Free möglich. Die Überfahrt dauert aber auch nur knapp 45 Minuten, in sofern lässt sich das verschmerzen. Wer nicht gerade erst gefrühstückt hat, findet hier auch entsprechende Versorgung – direkt verbunden mit einer Pause.
Auf Fehmarn angekommen sollte man als Radler direkt nach Verlassen des Hafens rechts abbiegen in Richtung Puttgarden und der Kreisstraße nur Burg folgen. Die Bundesstraße geradeaus würde ob des Schwerlastverkehrs keinen Spaß machen – zudem bin ich mir nicht einmal sicher, ob man sie fahren dürfte. Die Fehmarnsundbrücke anschließend zu finden, ist jedoch etwas tricky. Am beste orientiert man sich von Burg kommend in Richtung Campingplatz Mirmar oder die Dörfer Wulfen oder Avendorf. Auch der Ostseeküstenradweg soll hier entlang führen, ich muss gestehen, ich hab die Schilder nicht gesehen. Am Fehmarnsund angekommen kann man entweder die Brücke links liegen lassen über Stuckkamp fahren und dann zurück Richtung Brücke oder mit einem geländetauglicheren Rad auch unter der Brücke hindurch. Diesen Weg bin ich gefahren bis ich rechts die Rampe auf die Brücke gesehen habe.
Zu meiner Rad-Zeit war sie offiziell für Radfahrer gesperrt, man sollte schieben. Wohlgemerkt: Der Ostseeküstenradweg führt hier entlang und samt Rampen reden wir über fast 1,5 Kilometer Strecke. Das haben wohl auch die Verantwortlichen erkannt und die Verbotsschilder entfernt. Hat sich wohl eh keiner dran gehalten ;-) Zugegeben, der Weg ist gerade mit Gepäck eng, aber mit ein wenig Rücksicht geht’s. Ich hab bin auf dem Festland dann durch das (aus Richtung Brücke kommend) nicht zu übersehende Tor und anschließend rechts unter der Brücke hindurch Richtung Großenbrode. Eigentlich wollte ich an der Küste entlang, doch mein Navi hat mich anders geführt. Ziel war Neustadt in Holstein, wo ich zu einem Kaffee verabredet war.
Die Strecke bis dorthin: Schön! Aber auch echt hügelig, was man im Auto nicht so sehr wahrnimmt. Es lohnt sich jedoch auch, nicht nur an der Küste entlang zu fahren, sondern, wie ich, etwa über Oldenburg, Harmsdorf, an Lehnsahn vorbei nach Neustadt. Nach dem Kaffee in Neustadt (aus dem zwei alkoholfreie Weizen wurden) musste eine Entscheidung getroffen werden: Wohin? Ziel war ohnehin Montag Abend Lübeck gewesen. Doch wie danach weiter? Darüber kann man sich unterwegs Gedanken machen, also aufs Rad und los, vorbei beim Hansapark Sierksdorf und dann die Promenade entlang. Scharbeutz und Timmendorfer Strand lässt sich wunderbar entlang der Ostsee fahren – allerdings sollte man auf die Fußgänger aufpassen. In Timmendorfer Strand gilt es die Abbiegung nach Lübeck nicht zu verpassen, sonst ist der Umweg vorprogrammiert – zumindest wenn man nach Lübeck will.
Zwei Tage Pause „in“ Lübeck
Die Wetterprognosen für Dienstag waren mies, egal welcher Wetterdienst befragt wurde. Also beschloss ich, mich in Lübeck in den Zug nach Berlin zu setzen. Mit Umsteigen in Bad Kleinen und einer fahrplanmäßigen Stunde Aufenthalt in Wittenberge war ich denn gegen Mitternacht in meiner Wohnung. Was ich nicht wusste: Mein Rad hätte ich in Lübeck lassen können. Denn nach zwei Off-Tagen in Berlin ging’s wieder mit Zug und Rad zurück nach Lübeck.
Gegen 10 saß ich im Sattel. Mein Ziel war sportlich, wie mir später klar werden sollte: Rostock.
Der erste Teil der Strecke aus Lübeck raus war trist. Lange Strecken waren begleitend zu Bundesstraßen, die Wege nicht sonderlich schön. Erst weit hinter Lübeck, als es auf ruhigere Straßen zuging, wurde die Strecke angenehmer, aber auch hügeliger. Doch das ganze zog sich. Erst relativ spät am Nachmittag erreichte ich Wismar. Noch lag ein langer Teil der Strecke vor mir. Vorteil: ich kannte sie, da ich sie vor ein oder zwei Jahren schon mal gefahren bin. Daher musste ich mich auch dank „Knopf im Ohr“ noch weniger auf die Strecke konzentrieren, sondern konnte einfach nur fahren – auch entgegen der Anweisungen des Navis, weil ich die Strecke einfach schöner fand.
Grob orientiert habe ich mich die ganze Zeit am Ostseeküsten-Radweg. Aber ich bin nicht straight diesen Weg gefahren. Teils weil ich die Schilder verpasst habe, teils eben weil ich andere Wege schöner fand. Mein Navi zu diesem Zeitpunkt war ein echtes Fahrradnavi von Falk. Es hat mir die Zeit bis zu meinem Hotel in Rostock angezeigt. 19 Uhr war die gesetzte Ankunftsmarke. Solange ich diese Zeit immer wieder reingefahren habe, habe ich die Strecke verlängert. Als es dann knapp wurde, 19 Uhr noch zu schaffen, bin ich dann nach Navigation gefahren, um möglichst bald zu meinem Hotel zu kommen. Länger als 19 Uhr fahre ich ungerne, um nach dem Check-In noch ein wenig runter zu kommen, zu duschen und dann was essen gehen zu können und nicht erst um 22 Uhr wieder im Zimmer zu sein.
Ich erinnere mich nicht mehr genau, wann ich in Rostock angekommen bin – nur dass der Weg in die Stadt rein ein ganz anderer war, als ich erwartet hatte. Aber ich hatte ja ein Navi, das mich geführt hat – auch wenn es ein Fahren gegen den Akku war.
Geschlafen habe ich im Hotel am Hopfenmarkt, zu dem auch andere Hotels im Umkreis gehören. Eines der Zimmer bekommt man eigentlich immer zu einem fairen Preis inkl. Frühstück und Abendessen findet sich auch in guter Qualität im zum Hotel gehörenden Restaurant oder im nahen Umkreis in der Innenstadt. Empfehlenswert. Nur die Rezeption ist etwas versteckt in einer Gasse zum Hopfenmarkt.
Etappe nach Stralsund wurde spontan die letzte
Ziel meiner Ostsee-Rundfahrt sollte eigentlich Usedom werden. Von Rostock aus machbar, auch wenn ich inzwischen gelesen habe, dass die Strecke zwischen Stralsund und Usedom grauenvoll sein soll. Wer was dazu sagen kann, ich freue mich über einen Kommentar dazu.
Frohen Mutes habe ich mich also in Rostock aufs Rad geschwungen. Auch der Weg nach Stralsund war nicht neu für mich – ich bin ihn schon ein Jahr zuvor im Zuge meiner Wismar-Stralsund-Fahrt gefahren. Entsprechend zügig ging es voran, man er kennt ja den Weg wieder und ist sich sicher, dass der Weg der richtige ist. Doch ich merkte, dass der Wind wieder deutlich zunahm. Es war ein ziemlich starker Südost-Wind. Immerhin musste ich „nur“ nach Osten. Doch nicht immer. Weil ich die Strecke einfach schön finde, habe ich wieder eine Route über Zingst gewählt. Im vergangenen Jahr hatte ich mich hier ohne jegliches Navi im Naturschutzgebiet Darsser Ort verfahren und wäre fast versumpft. Dank Navi blieb mir das erspart. Doch der Wind nahm zu.
Auf dem Weg zwischen dem Ort Zingst und Barth auf dem Festland musste ich schon wieder ganz schön gegen den Wind treten. Und die Wetterprognosen hießen nichts gutes. Eigentlich sollte es schon längst regnen. Drei Tropfen hatte ich auch auf Zingst auf dem Deich abbekommen. Doch ich war schneller als der Regen. Doch die Prognosen waren schlecht. Also: Auf nach Stralsund, meinem Zwischenziel. Ab 17 oder 18 Uhr sollte es richtig regnen. Letztlich fiel auf dem Weg nach Stralsund die Entscheidung: Tour Ende. Der Grund: Am nächsten Tag wäre der Wind noch stärker gewesen, der Regen ziemlich sicher. Und so nahm ich Kurs auf den Bahnhof Stralsund. Etwa 10 Kilometer vor Stralsund – ich hätte noch 30 Minuten gehabt, um den alle zwei Stunden fahrenden Zug nach Berlin zu erwischen – kam ich an einem kleinen Dorf-Bahnhof vorbei. Leute am Bahnsteig warteten auf den Zug. Ein Blick zurück und Bingo: Da war er. Also spontane Planänderung, wenig Stress und rein in den Zug. Tour Ende.
Und so endete eine Rundfahrt, auf deren Hinweg ich mit dem Zug schon einmal durch Stralsund kam wieder in Stralsund. Insgesamt legte ich etwas mehr als 700 Kilometer zurück, habe drei Länder bereist, in vier Hotels geschlafen, bin mit zwei Fähren gefahren und habe zwischendurch zwei Tage in Berlin verbracht. Ich bin gegen starken Sturm angefahren, bin mehrmals gegen die Zeit gefahren und habe viele kleine Zwischendurch-Begegnungen gehabt, von denen ich hier gar nicht geschrieben habe. Genau diese Begegnungen, all die Erfahrungen und das Erfahren der Länder per Rad – das hat diese Tour für mich ausgemacht.
Als Konsequenz aus dieser Tour plane ich im Jahr 2013 für ein oder zwei Wochen eine komplette Schweden-Tour zu machen. Wenn ihr mögt, begleitet mich in diesem Blog bei den Vorbereitungen und dann natürlich auch bei der Tour.
Die Strecke als Karte
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Hey, bin begeistert. Du hast dir da echt schöne Touren ausgesucht. Vor allem Zingst und Barth, waren im Urlaub bei uns schön ein schöner Anblick.
Mach weiter so mit dem Blog, werd gerne weiterlesen. Drücke dir die Daumen, dass du das nächste Mal besseres Wetter hast :)
Dein Artikel hat mir als Anregung für meine diesjährige Fahrradtour gedient. Es ging von Zwickau die Mulde entlang bis zur Elbe, dann über Hamburg, Lübeck, Fehmarn nach Kopenhagen. Von dort aus nach Helsingør, Helsingfors, Malmö, Trelleborg, Sassnitz, Greifswald und mit dem Zug wieder heim.
Bis auf 60 km im Regen nach Malmö hat das Wetter meist mitgespielt. Diese wunderschöne und erlebnisreiche Tour verdanke ich zu einem großen Teil Dir. Herzlichen Dank!
Danke für das Feedback. Freut mich zu lesen.