1. Mai-Tour: Vier Tage Elbe & Brandenburg per Rad

Es war die erste große Tour dieses Jahr und das allererste Mal mit Zet für mich: Am 1. Mai bin ich mit meinem vollbepackten Fahrrad in Berlin losgefahren. Das Besondere dabei: Ich hatte kein Ziel. Nur eins: Radfahren und das Zelt ausprobieren. Was mich unterwegs erwartet, war komplett unklar.

Ich hatte mich in keiner Weise auf eine Strecke vorbereitet. Und so verließ ich Berlin am 1. Mai in Richtung Westen. Die Richtung bestimmte ich durch den Ostwind. Ich mag es nicht, gegen den Wind zu fahren.

1. Mai Berlin – Nauen – Wusterhausen 89 Kilometer

Verschiedene Strecken, die ich mir in den vergangenen Monaten berechnet hatten, führten mich immer wieder an der B5 entlang bis Nauen. Die B5 ist zeitweise zu einer Autostraße ausgebaut. An einem Werktag dürfte es wenig Freude machen, ihr zu folgen. Doch an diesem Feiertag wollte ich es mal ausprobieren. In Berlin folgte ich dem Weg so über die Heerstraße gen Westen. Am Stadtrand begann dann ein straßenbegleitender Radweg nachdem zuvor auf dem Bürgersteig bzw. einer parallel laufenden Nebenstraße gefahren werden musste.

Mehrer Kilometer führte mich der Weg mal rechts mal links an der Straße entlang, Radschilder mit dem Fernziel Nauen zeigten den Weg. So kam ich mit dem Rad auch am B5 Outlet-Center vorbei. Einkaufen war aber nicht – Feiertag. Hier wurde die Ausschilderung dann schlechter und ich musste mich immer wieder auf mein Handy verlassen, dass mir mittels Google Maps den Weg wies. In Nauen machte ich eine kurze Pause und überlegte mir mein nächstes Ziel. Dieses machte ich von erreichbaren Campingplätzen abhängig. In Wusterhausen wurde ich fündig und ich teilte meinem Handy-Navi das Ziel mit.

Der erste Abend, das erste Mal im Zelt.
Der erste Abend, das erste Mal im Zelt.

Über verschiedene Langstraßen und immer wieder die B5, die mittlerweile eine normale Bundesstraße geworden war aber auch über Wirtschaftswege führte mich der Weg nach Wusterhausen und dort zum Campingplatz, den ich gegen 17 Uhr erreichte. Das erste mal mit dem Rad auf einen Campingplatz fahren, 8 Euro zahlen und sich einen Platz aussuchen. Dann sollte es ernst werden: Ich brauchte einen Schlafplatz. Also Zelt & Co abladen und ran ans aufbauen. Erstaunlich schnell ging die Premiere des Zeltaufbauens – nicht ohne von der Nachbarparzelle von einem älteren dänischen Ehepaar vor ihrem Wohnwagen beobachtet zu werden.

Nach dem Aufbau und dem Bereitlegen von Schlafmatte und -Sack ging es unter die Dusche. Zurück am Zelt hatte ich genau den Effekt, den ich mir von der Tour versprochen hatte: Fehler zu bemerken, bevor es im Juni nach Schweden geht. So fehlt mir noch eine Wäscheleine. Und auch was zum Hinsetzen wäre nicht schlecht.

Am Abend lief Champions League im ZDF. Im Glauben, das werde wohl jede Kneipe zeigen, zog ich los in die Stadt. Doch Fehlanzeige. Nicht eine Kneipe wollte den Fernseher anschalten. Es lohne sich nicht, würde eh keiner kommen. Klar, wenn man hier nie Fußball zeigt, dann kommt auch keiner. Letztlich konnte ich froh sein, ein Testhandy aus der Redaktion dabei zu haben. Es hat LTE-Empfang und ich konnte den schwachen LTE-Empfang in einen WLAN-Hotspot wandeln und so auf meinem Handy den ZDF Livestream sehen.

Der Weg nach Havelberg - hier eine bessere Straße
Der Weg nach Havelberg – hier eine bessere Straße

2. Mai: Wusterhausen – Havelberg – Tangermünde – Hohenwarthe 134,8 km

Die Gaststätte auf dem Campingplatz erschien mir nicht so freundlich, dass ich hier mein Frühstück einnehmen wollte. Also am Morgen schnell Zelt einpacken und los aufs Rad. Es wird schon irgendwo einen Bäcker geben. Pustekuchen. Nach etwa 30 Kilometern erreichte ich Havelberg. Hier kam auch endlich ein Bäcker. Kaffee und Essen – endlich. Der Weg war nicht besonders schön.

In Havelberg dann das gleiche Spiel: Wohin soll die Reise gehen? Der Wind kam aus Nordost, dann fahren wir doch nach Süden, den Elberadweg entlang. In Teilen war ich diesen schon vor einigen Jahren mal gefahren. Den Abschnitt zwischen Havelberg und Tangermünde kannte ich jedoch noch nicht. Südlich von Havelberg führte mich die Strecke zunächst einmal viele Kilometer parallel zu einer Hauptverkehrsstraße. Muss man nicht haben. Auf die andere Seite der Elbe zu kommen war nicht, die Fähren waren außer Betrieb. Einige Kilometer vor Tangermünde traf ich auf andere Radler mit denen ich mich entsprechend austauschte.

Die nächsten Kilometer sollten mit den Deich der Elbe entlang führen. Aber merke: Wenn dich ein Schild darauf hinweist, dass der Deich wegen Schafhaltung nicht passiert werden kann, ist das auch so gemeint. Ärgerlich nur, wenn der Schäfer keine Umleitung ausschildert. Dank Orientierungssinn und ein wenig Technik fand ich aber einen Weg um die Schafherde herum.

Vor Tangermünde wechselte ich die Elbseite über eine sehr langgezogene, stark

Hallo Elbe
Hallo Elbe

befahrene Brücke. Der Ausblick von der Brücke ist jedoch nett. Direkt an der Elbe entlang fahrend kommt man übrigens nur über eine gerade gebaute Treppe auf die Brücke. Das will ein Tourenradler mit viel Gepäck auch nicht. Also lieber einen etwas größeren Bogen fahren.

Tangermünde selbst ist ein netter Ort für eine Pause oder die Quartierssuche. Die Altstadt ist wirklich schön. Ich kannte den Ort jedoch schon und bin weiter gefahren. Nun führte mich der Weg durch ruhige und schöne Gebiete, mal entlang wenig befahrener Straßen, mal über den Deich mal über Wirtschaftswege. Unterwegs überlegte ich mir, wo ich mein Zelt aufschlagen könnte. Über einen Elberadweg-Führer fand ich eine Anzeige von „Unser Paradies Rust“ in Hohenwarthe kurz vor Magdeburg. Nach einem kurzen Anruf dort machte ich mich auf den Weg. In Rogätz wollte ich mit der Fähre dem Weg folgen, doch Fehlanzeige. Fähre defekt, Weg nicht erreichbar. Also auf eigene Faust durchkämpfen bis zum Mittellandkanal, an dem „Unser Paradies“ liegt. Ein letzter Kraftraubender Antritt zum Kanal hinauf um parallel zum Kanal die Elbe zu queren und ich war da.

Vor dem Tor stehend macht Unser Paradies zwar keinen umwerfenden Eindruck, doch die beiden Betreiber empfangen ihre Gäste sehr herzlich und haben sich ein schönes Fleckchen an der Elbe geschaffen. Wer kein Zelt dabei hat, kann in kleinen Häusern schlafen. Abends kocht die Chefin von einer kleinen aber feinen Karte, morgens gibt es ein großartiges Frühstück. Samt Essen, Frühstück und Bierchen haben ich keine 30 Euro dort gelassen.

Unser Paradies Rust: Mit Blick auf die Elbe aufwachen.
Unser Paradies Rust: Mit Blick auf die Elbe aufwachen.

Der Abend und auch das Frühstück war besonders nett, weil andere Radler anwesend waren und wir letztlich alle an einem Tisch gesessen und uns unterhalten haben. Auch das Ehepaar Rust hat sich immer wieder mit uns unterhalten. Danach bin ich in mein Zelt gekrabbelt und bin am nächsten Morgen mit Blick auf die Elbe aufgewacht.

3. Mai: Hohenwarte – Magdeburg – Dessau 102 km

Der dritte Tag war auf meiner Tour eigentlich der schönste. Nach einer großen Verabschiedung der anderen Radler hab ich schnell mein Zelt zusammengepackt und bin weiter Richtung Süden. Lutherstadt Wittenberg schwebte mir heute als Zielt vor. Zunächst ging es nach Magdeburg, ein paar Vorräte und Geld auffüllen. Außerdem brauchte mein Rad Luft. Mit etwas mehr Luftdruck fuhr es sich dann auch gleich deutlich leichter.

In Magdeburg ist man nicht zimperlich, den ausgeschilderten Radweg mit Bauarbeiten ohne Umleitung zuzupflastern. Ansonsten ist etwas verwirrend, dass es mehrere Wege des Elberadweges durch die Stadt gibt. Das zieht sich auch sonst den kompletten Radweg. Man ist gut beraten, zumindest eine grobe Karte dabei zu haben. Sonst landet man schnell irgendwo, wo man nicht hin möchte.

Nach anderthalb Tagen Sonne und Kälte kam am dritten Tag die Sonne raus. Und zwar so stark, dass ich gegen Mittag das lange Trikot gegen das kurze tauschte und das erste mal dieses Jahr um kurzen Trikot fuhr. Der Weg war sehr ländlich, über kleine Nebenstraßen, Deiche und Wirtschaftswege. Rast machte ich mittags in der Gaststätte Zum Fährmann an der Fähre nach Barby. Wer nur kleine Portionen möchte, sollte sich ein anderes Lokal suchen. Preis/Leistung ist allerdings angemessen. Fies nur, dass das Radler-Getränk Nummer eins, ein alkoholfreies Weizen, ausverkauft war. Ich war jedoch nicht der einzige Radler, der hier essen wollte.

Mittagspause
Mittagspause

Der weitere Weg führte mich durch Wälder und Umleitungen – beschildert und unbeschildert – nach Dessau. Mir fehlte noch eine Idee, wo ich schlafen sollte. Nach Wittenberg wollte ich auch nicht mehr radeln. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, zum Bahnhof zu fahren und nach Berlin zurück zu fahren. Doch nach wenigen Metern entschied ich mich um, suchte mir eine Pension mit Zeltsymbol in Dessau und fuhr dank Google Maps einen riesigen Umweg, um am Ende am Forsthaus Leiner Berg vorzufahren. Wäre ich den Elberadweg weiter gefahren, wäre ich hier vorbei gekommen.

Als ich mit dem Inhaber sprach, schaute mich ein Ehepaar verwundert an. Wir kannten uns – wenige Kilometer vorher hatten wir uns auf einer Fähre kennengelernt und uns kurz ausgetauscht. Ich musste eingestehen, meinen Plan, noch nach Wittenberg zu fahren, doch nicht mehr umsetzen zu können.

Auch das Forsthaus ist als Unterkunft zu empfehlen. Extrem freundliche Mitarbeiter (mir wurd ein Anglerstuhl organisiert, mein Handtuch mit in den Trockner geworfen, mein Powerakku über Nacht geladen etc) und gutes Essen – wenngleich wenig Auswahl. Bei beiden Unterkünften habe ich mich extrem wohl gefühlt und werde bei entsprechender Gelegenheit hier wieder schlafen. Bei beiden ist übrigens ein frühzeitiger Anruf zur Hauptsaison sinnvoll.

Den Abend verbrachte ich zunächst mit dem Ehepaar aus Gladbeck und einem Weizen und anschließend vor meinem Zelt mit einem weiteren Weizen und der Lektüre eines ADFC-Broschüre über verschiedene Fernradwege.

4. Mai: Dessau – Lutherstadt Wittenberg – Beelitz – Potsdam – Berlin 130 km

Mit der Fähre über die Elbe
Mit der Fähre über die Elbe

Vierter und letzter Tag. Mein Zelt war am Morgen extrem nass von Kondenswasser und war auch nicht sauber zu bekommen. Nach einem gemütlichen Frühstück mit dem  Ehepaar ging’s los. Bis Wittenberg folgt der Radweg wieder der Elbe und ist wirklich schön und empfehlenswert, hat aber auch schon einige Hügel mit drin. Durch Wittenberg macht der Weg nicht wirklich Spaß. Hier wollte ich Richtung Berlin abbiegen auf den R1.

Leider war die Ausschilderung in Wittenberg für den R1 mehr als dürftig. Am Ende fand ich den Weg. Er führte mich einen ziemlich strammen Hügel hinauf mitten in den Wald. Hier folgte auf einem Waldweg ein ständiges auf und ab – ohne Ende in Sicht. Nach gefühlten 10 Kilometern hatte ich keine Lust mehr auf den Weg. Ich ließ mein Navi rechnen und mir einen Weg nach Berlin berechnen. Das Höhenprofil der Route stimmte mich zwar auch nicht fröhlich, erschien mir jedoch leichter als den R1 weiter zu fahren. Der Weg führte fast komplett die B2 entlang. Da Samstag war, hielt sich der Verkehr in Grenzen. Dennoch bin ich bei Touren eigentlich kein Freund von Bundesstraßen-Radwegen.

Hinterm Horizont gehts weiter....
Hinterm Horizont gehts weiter….

Nach der Durchfahrt von Potsdam musste letztlich nur noch der Schäferberg erklommen und der Kronprinzessinnenweg hinter mich gelassen werden. Die Kräfte schwanden nun doch zusehends und ich war froh, gegen 18 Uhr zu Hause zu sein.

Alles in allem aber eine wirklich schöne Tour, ich war vier Tage nahezu nonstop draußen, habe nette Leute getroffen und viel Spaß gehabt. In einigen Tagen geht’s wieder auf Tour.

Insgesamt zurückgelegt (inkl. Vor-Ort-Fahrten) etwa 480 km, Höhenmeter laut Tracking 4.170 Meter

 

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